05.07. – 11.07. 14

Lady on a Boda

Folge 27 / 52
Schließen

Kommentare einschalten

Folge 27 Lady on a Boda

Kurz bevor wir in der Nacht zum 4. Juli in den Flieger nach Uganda stiegen, veröffentlichte die US-Botschaft in Kampala eine Terrorwarnung: Eine unbekannte Terrorgruppierung sollte in derselben Nacht einen Anschlag auf unseren Zielflughafen in Entebbe geplant haben. Die Stadt sei darüber in Ausnahmezustand geraten. Beim Umsteigen in Addis Abeba fragten wir Vertreter der Ethiopian Airlines nach der Sicherheitslage in Entebbe - doch niemand wusste, wovon wir redeten. Da wir am Flughafen weder Handysignal noch Wifi-Anschluss hatten, mussten wir ganz blind in die Maschine steigen. Der Taxi-Fahrer in Entebbe erklärte uns, es sei nicht das erste Mal, dass die US-Botschaft in Kampala mit einer leeren Warnung für Aufregung sorge.

Wir sind von Anfang an überwältigt, sowohl von der Schönheit der Natur am Viktoriasee als auch vom Trubel der Hauptstadt Kampala, doch vor allem von der offenen, herzlichen Art, mit der wir in Uganda empfangen werden. Im Stadtkern schlängeln wir uns vorbei an parkenden Bodas, Obstverkäufern und schlafenden Menschen.  Immer wieder wird uns „Mzungu“ hinterhergerufen. Das ist ein gewöhnliches ostafrikanisches Wort für Weiße, Europäer, oder auch einheimische Reiche, und bedeutet ursprünglich so viel wie „verwirrter Wandernder“. Vielleicht kein Ehrentitel, aber allenfalls eine treffende Bezeichnung.

   
Klassische PKW-Taxis sind bei der Verkehrsdichte in der Innenstadt von Kampala selten praktisch. Daher gibt es immer mehr Motorrad- und Fahrradfahrer, die Passagiere von A nach B bringen. Für etwa einen Euro kann man so die gesamte Großstadt durchqueren.  Ursprünglich beförderten Bodabodas Passagiere über das Niemandsland zwischen der Grenze Ugandas und Kenias hin und her. Daher stammt auch ihr Name: „Border-Border“. Heute arbeiten hunderttausende ugandische Männer als Bodaboda-Fahrer.  Frauen sind noch immer eine große Ausnahme.

Ein Bodafahrer ist in der Regel Mitglied einer „Stage“ (Taxistand) und zahlt dafür einen Mitgliedsbeitrag. Viele Stages, darunter auch Naumes, haben eine Leitungsstruktur, in der Mitglieder Ämter (wie z.B. Vorsitzender oder Kämmerer) bekleiden.

Naumes Stage ist in vielerlei Hinsicht fortschrittlich. Nicht nur, weil Fahrrad-Bodafahrer und Motorrad-Bodafahrer hier zusammen arbeiten, sondern auch weil die Stage viele Nordugander aufnimmt, die an anderen Stages keine Akzeptanz finden würden.

Wegen dieser Diversität dient auch Englisch hier oft unter den Fahrern als lingua franca.

Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Uganda 53 Jahre. Wenn Frauen wie Naume „Grandmother“ genannt werden, ist dies ein Ehrentitel.