6.12. – 17.12. 13

Till

Folge 7 / 52
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Folge 7 Till

Das erste besetzte Haus in der Türkei. Ein Rohbau, ziemlich klein und voll mit Menschen verschiedensten Alters.

Die ersten fünf Minuten steh ich rum, die nächsten Stunden helfe ich mit. Fenster reintragen, anderes Zeug raustragen. Es ist das, was von den Gezi-Protesten übriggeblieben sei, erzählt mir jemand. Und die Leute hier haben große Pläne: Ein Kindergarten, ein Kulturzentrum, erneuerbare Energien- aber jetzt kommt erst mal der Winter.

Istanbul im Dunkeln. Nieselregen, später Schnee. Wenn der Berufsverkehr anfängt, kann ein Weg, für den man sonst 20 Minuten braucht, zu einer Fahrt von zwei Stunden werden.
Orte, Unorte, Baustellen, vierspurige Straßen, Brücken, Bushaltestellen im Nirgendwo. 

Ein Suchbild wie bei "Wo ist Walter?" 
Nur hier ist es kein Typ mit rot-weißer Mütze, sondern Till mit seiner gelben Jacke.

Im Schnee durch die Stadt laufen. Ich komme an einer Werkstatt vorbei, die Jungs sitzen am Ofen und winken mich dazu. Ich hab über ein Jahr in einer Schlosserei gearbeitet in Unterhaching. Das Erste, was ich in der Früh im Winter gemacht habe: Das Feuer im Ofen anfachen.
Grässliche Fotos für das iranische Visum. In der Früh auf leeren Magen, gleich beim Losgehen. Die Fotos zeigen aber, wie oft es uns genauso ging: Gestresst, angestrengt, fertig, übernächtigt, leer, übel.
Auf dem Weg zum Flughafen. 
Till hat keine Ahnung, was auf ihn zukommt und ich auch nicht. Über drei Monate waren wir ununterbrochen zusammen und jetzt ist es einfach vorbei. Aber wie einfach das auch war! Wir reden darüber, ob er mich im Stich gelassen hat. Aber so ist es nicht. Alles hat sich so entwickelt und wir haben die Konsequenzen daraus gezogen. Und jetzt fühlt es sich richtig an. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen.